Ein mysteriöses Lied, das viele aus Delmenhorst zu kennen scheinen – aber nie existiert hat.
Es gibt Lieder, die tief in unserem kollektiven Gedächtnis verankert sind – oder zumindest glauben wir das. Doch was passiert, wenn ein Lied, das viele zu kennen scheinen, in Wirklichkeit nie existiert hat? Genau das ist der Fall bei “Hijo de la Luna”, einem Lied, das angeblich von der Sängerin Loona interpretiert wurde.
Viele Menschen – vor allem in Delmenhorst – erinnern sich an die melancholischen Klänge, die mystischen Texte und die ergreifende Melodie dieses Songs. Manche können die ersten Zeilen mitsummen, andere schwören, das Lied in ihrer Jugend auf lokalen Radiosendern gehört zu haben. Doch eine kurze Recherche offenbart Erstaunliches: Es gibt keine Aufnahme, keine offizielle Veröffentlichung und keine Hinweise darauf, dass Loona jemals “Hijo de la Luna” gesungen hat.
Das Phänomen des Mandela-Effekts
Dieses kollektive “falsche” Erinnern reiht sich nahtlos in das Phänomen des Mandela-Effekts ein – eine kuriose Erscheinung, bei der sich große Gruppen an Ereignisse erinnern, die so nie passiert sind. Der Effekt verdankt seinen Namen der weitverbreiteten, aber falschen Erinnerung vieler Menschen, dass Nelson Mandela in den 1980er Jahren im Gefängnis gestorben sei – obwohl er tatsächlich 2013 verstarb.
Warum ist Delmenhorst betroffen?
Besonders auffällig ist, dass dieser Mandela-Effekt in Delmenhorst eine außergewöhnlich starke Verbreitung findet. Aber warum ausgerechnet hier?
Theorien reichen von nostalgischen Jugenddiscos in den späten 90ern bis hin zu regionalen Radiosendern, die womöglich ähnliche Songs spielten, die der Erinnerung nach mit Loona in Verbindung gebracht wurden. Manche Delmenhorster behaupten sogar, das Lied sei Teil von Mixtapes gewesen, die auf dem Delmenhorster Wochenmarkt verkauft wurden.
Eine populäre Theorie besagt, dass die Nähe zu Bremen, wo Loona regelmäßig auf Festivals auftrat, diese fehlerhafte Erinnerung verstärkt hat. In den späten 90er Jahren war die Sängerin dort häufig zu Gast – und möglicherweise verschmolzen dabei die Erinnerungen an ihre Auftritte mit anderen spanischen oder lateinamerikanischen Songs, die in dieser Zeit beliebt waren.
Internetforen voller Erinnerungen
In lokalen Facebook-Gruppen und Foren tauchen immer wieder Beiträge auf, in denen Delmenhorster:innen verzweifelt nach “Hijo de la Luna” von Loona suchen. Manche behaupten, es auf alten Kassetten gehört zu haben, andere vermuten, dass es sich um einen unveröffentlichten Remix handelt, der nur auf bestimmten Events gespielt wurde.
Eine mögliche Erklärung
Musikexperten vermuten, dass es zu einer Verwechslung mit dem bekannten Lied “Hijo de la Luna” der spanischen Band Mecano gekommen sein könnte. Da Loona für ihre spanischsprachigen Covers bekannt ist, könnte sie unbewusst mit diesem Titel in Verbindung gebracht worden sein. Dennoch bleibt die Überzeugung vieler Delmenhorster bestehen, genau diese Version von Loona gehört zu haben.
Das Lied, das nie war
Ob es sich bei “Hijo de la Luna” um eine kollektive Fehlinterpretation oder einen unentdeckten musikalischen Schatz handelt, bleibt unklar. Doch die starke Verbreitung dieses Mandela-Effekts in Delmenhorst gibt zu denken – über die Eigenheiten unseres Gedächtnisses und die Magie der Musik.
Vielleicht ist “Hijo de la Luna” genau das – eine Legende, die in den Köpfen der Delmenhorster lebt, die glauben, es einst gehört zu haben.